LIEBE DICH... ist ein Film über ganz besondere Schauspieler in einem außergewöhnlichen Theater und über eine ungewöhnliche Liebe zwischen zwei von ihnen: Moritz, Sohn der Theaterregisseurin Gisela Höhne und Nele, Tochter der Schauspielerin Angela Winkler, sind ein Liebespaar. Beide haben das Down Syndrom und stehen im Berliner Theater RAMBAZAMBA zusammen auf der Bühne.
Der Film öffnet den Blick in eine Welt, die nicht nur anders, sondern auch besonders sein kann und die von den meisten sog. normalen Menschen eher als unzureichend empfunden wird.
Der Film oszilliert zwischen den Welten und verwebt Wirkliches mit wirklich Inszeniertem und schafft sich so eine eigene Bildsprache. Verschwenderisch verschenken Moritz, Nele und die anderen ihr großes Herz - weil sie in ihren Gefühlen pur sind und keinen Grund kennen damit zu geizen.
LIEBE DICH.... thematisiert die Gendebatte nur am Rande - gleichsam im Subtext wird die Kraft dieser Menschen deutlich und die Lücke die sie hinterlassen, wenn man sie aussortiert im Gen-Cocktail.


Stab:
Regie: Sylvie Banuls und Sabina Engel
Kamera: Sophie Maintigneux
Schnitt: Gisela Castronari, Sylvie Banuls
Ton: Gregor Kuschel
Musik: Jakob Höhne, Bianca Tänzer
Redaktion: Martin Pieper
Produktion: Peter Heller Filmproduktion, München
in Koproduktion mit dem ZDF,in Zusammenarbeit mit Arte, gefördert durch FFF-Bayern

TheaterregisseurInnen: Gisela Höhne, Klaus Erforth

SchauspielerInnen: Moritz Höhne, Nele Winkler, Juliane Götze, Joachim Neumann, René Schappach, Rita Seredfuß, Franziska Kleinert, Hans Harald Jahnke, Helmut Müller, Patricia Schulz, Michael Wittsack, Martin Lindner, Anke Wicklein, Jan-Patrick Kern, Ruth Lewin, Patrizia Schulz, Jennifer Lau, Grit Burmeister, des Theaters RambaZamba in Berlin



zum Film:
Liebe dich ... ist ein Film über Menschen, die ihr großes Herz verschenken. Ihr Umgang mit beruflichen und privaten Dingen konfrontiert uns mit unseren inneren Grenzen.
Liebe dich ... sagt Moritz zu Nele, Liebe dich ... sagt Nele zu Moritz. Liebe dich ... - immer wieder, mitten im Gespräch, auf der Probe, zur Mutter, zur Regisseurin, zum Spielpartner, sagt einer der behinderten Schauspieler des Theaters RambaZamba diesen Satz. Umwerfend zärtlich und direkt. Liebe dich ... erzählt von dieser ungewöhnlichen Theatertruppe. Auf wunderbare Weise lässt er uns begreifen, wie sehr das Leben und die künstlerische Arbeit der Darsteller miteinander verbunden sind.
„Wir sind zwei Kolleginnen“, sagt Neles Mutter, die Schauspielerin Angela Winkler mit zärtlicher Bewunderung für ihre Tochter. Aber wir erfahren auch, wie schwer es für sie anfangs war, die Behinderung ihres Kindes anzunehmen. Ebenso wie für die Regisseurin Gisela Höhne, die Mutter von Moritz, und auch Julianes Eltern. „Der Umweg zu Juliane“ hat ihr Vater sein Tagebuch aus dieser Zeit überschrieben. „Sie hat uns in Besitz genommen“, sagt die Mutter. „Liebe dich ...“ - ein langer Weg.
Immer wieder werden im Film die Geschichten von Nele, Moritz und Juliane mit denen der anderen Spieler ergänzt. Immer wieder gehen Gespräche in Szenen aus den Aufführungen über, in denen sich die Geschichten auf faszinierende Weise weiterzuerzählen scheinen.
Großartige Darsteller sind da zu sehen, berührende und hinreißend komische Momente. Und wenn es in dem neuen Stück, an dem sie gerade proben, um eine Welt geht, in der nur noch perfekte Menschen Platz haben sollen, begreift man, dass sie nicht nur fürs Leben gern spielen, sie spielen auch um ihr Leben.
Der Film lässt ahnen, dass ein Leben ohne die antrainierten Gesellschafts- und Konventionsfilter nicht nur anders, sondern auch besonders sein kann. Man spürt, was es bedeutet behindert zu sein, wenn Juliane, die Siebzehnjährige, die das Down-Syndrom hat, von sich sagt: „... ist mir doch egal, wenn ich behindert bin - ich bin ein ganz normaler Mensch!“ und vergisst ihre Behinderung völlig, wenn man sie tanzen sieht.
In Theaterstücken, die die Regisseurin entlang eines Grundthemas durch Improvisation über Monate hinweg mit den Spielern entwickelt, spiegeln sich lebensweltliche Bezüge der geistig behinderten Menschen. Theaterregisseurin Giesela Höhne gelingt mit ihren Stücken die Kunst dieser Menschen zu fassen.
„Ich weigere mich, Masken zu tragen. Mich suche ich.“ Das sagt die Frau mit der wunderbaren Schminkmaske auf dem Gesicht. Nicht alle können deutlich sprechen. Aber theaterspielen, tanzen, Musik machen können sie alle: überschäumend und leise, temperamentvoll und genau. Mit starker Begabung und unerschöpflicher Energie.
Sie und viele andere kann man in diesem Film erleben, bei Proben und Vorstellungen, beim gemeinsamen Essen, bei der Begrüßung im Hof der Berliner Kulturbrauerei, wo das Theater zu Hause ist. Es gibt die großen und lauten Momente vor Publikum und die intimen Minuten zwischen zweien: Freunden, Eltern und Kindern, Brüdern und Schwestern, Verliebten. Mehr und mehr wird der Film zur Liebesgeschichte zwischen Moritz und Nele, die beide das Down-Syndrom haben, die einfach ihr Herz verschenken, großzügig und ungeschützt.
Die zwanzigjährige Nele spielt Theater wie ihre Mutter, die auch Schauspielerin ist: Angela Winkler, ein Star des deutschsprachigen Theaters. Von RambaZamba, sagt Angela Winkler, könne sie viel lernen. Die Filmemacherinnen haben solche Sätze aufgespürt. Auf Kommentar konnten sie verzichten. Die Theatermacherinnen und Darsteller müssen nicht erklärt werden. Sie holen die Zuschauer einfach in ihre Welt hinein.



PRESSESTIMMEN

Was heißt schon „behindert“?
„Der Film aber ist weit mehr als der Blick hinter die Kulissen eines ganz besonderen Theaters. Behutsam nähern sich die beiden Autorinnen den Alltagswelten ihrer Protagonisten an. Es entstehen Porträts von Menschen, deren unverstellte Kreativität förmlich ansteckend ist. Schnell ist klar, das der Begriff ‘behindert’über die individuellen Temperamente und Talente rein gar nichts aussagt. (...) ‘Liebe Dich ...’ ist eine intime, aber nie mitleidsvolle Annäherung an die Gefühle und Gedanken behinderter Menschen. Im Mittelpunkt des Films stehen Moritz, Sohn der Regisseurin des Theaters, und Nele, Tochter der bekannten Theaterschauspielerin Angela Winkler. Die jungen Erwachsenen, die beide das Down-Syndrom haben, sind ein Liebespaar - nicht nur auf der Bühne - auch in der Realität. Unbeschwert erzählen Moritz und Nele von ihrer Liebe, aber auch von Eifersucht und Traurigkeit. Nichts unterscheidet sie dabei von Menschen ohne Behinderung.
Die spontane assoziative, Denk- und Spielweise des Ensembles von RambaZamba spiegeln die beiden Filmemacherinnen mit einer Erzählstruktur, die sich sehr deutlich von anderen Dokumentationen absetzt. Der Film ist nicht in klare Kapitel gegliedert und er verzichtet auf jeglichen Kommentar. Stattdessen erlaubt er sich bisweilen gedankliche Sprünge, verliert Motive kurzzeitig aus dem Auge, um sie plötzlich wieder aufzunehmen. ‘Liebe dich ...’ ist wie das Theater RambaZamba: unwillkürlich, direkt und immer wieder überraschend.“
(K. Grimberg, Freies Wort/Suhl, 25.10.04)

Wann ist der Mensch ein Mensch?
„Im Berliner RambaZamba-Theater spielen Menschen mit Down-Syndrom Theater. Sie tun das dort nicht nur für sich selbst und ihre Familien - beispielsweise um besser leben zu können. (...) Im RambaZamba-Theater wird wirkliche Kunst gezeigt und zwar in mehrfacher Hinsicht. Denn einmal ist es die Kunst, die vom Können, von der Inspiration kommt und dann ist es auch noch die Kunst, Menschen aus sehr unterschiedlichen Sphären einander wirklich näher zu bringen - und dieses doppelte Kunststück gelingt Abend für Abend, immer wieder aufs Neue. Wer die auf der Bühne und die im Zuschauerraum anschaut, der spürt, hier wird beiden Seiten sehr viel gegeben, denn spätestens beim Applaus ist das allgemein gewordene Glück mit Händen zu greifen.
Der Dokumentarfilm ‘Liebe dich ...’ von Sylvie Banuls und Sabina Engel hat mit sensibler Geduld und einer Dramaturgie des langen Atems die Welt des RambaZamba eingefangen. Der Film berührt, weil er seine Geschichte nicht nur mit den Worten, Gesten und Augenblicken der Protagonisten erzählt, und das tut er ausführlich und erhellend.
Der Film geht auch deshalb sehr nahe, weil er mit den herausragenden Bildfindungen der Kamerafrau Sophie Maintigneux prunken kann, die mit ihren immer neuen Perspektiven, die sie wie aus einer unerschöpflichen Wundertüte zu zaubern scheint, uns in eine unentdeckte Welt voller unbekannter Menschen so mitnimmt, dass wir am Ende nicht nur emotional reicher geworden sind, sondern glauben, auch uns selbst ein wenig besser zu verstehen.
Die Spiellust der behinderten Schauspieler überbordend zu nennen, ist fast eine Untertreibung. Ihre offenbare Freude, sich selbst zu zeigen, wird von der Theaterregisseurin Gisela Höhne (deren Sohn Moritz zu den besonders Vorgestellten gehört) so gelenkt und geleitet, dass Kunst und Lebenshilfe zu einer fruchtbaren und schöpferischen Einheit verschmelzen.
Der Film ‘Liebe dich ...’ ist ein zutiefst menschlicher Film, und er ist ein großes Plädoyer für das Recht auf Leben aller Gottesgeschöpfe, in welchem Zustand der Perfektion auch immer. PID-, Abtreibungs- und Euthanasie-Debatten erscheinen vor diesem Film in einem anderen Licht. Deshalb sei ‘Liebe dich ...’auch denen empfohlen, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung dafür tragen, dass das uneingeschränkte Recht auf Leben in unserem Lande auch zukünftig gelten muß und von keiner noch so naturwissenschaftlich anmutenden scheinobjektiven Definition entsorgt werden kann.“
(I. Langer, Die Tagespost/Würzb., 21.10.04)

Kinder des Olymp
„Nele und Moritz sind Menschen mit Down-Syndrom und haben ihre eigene Definition von Glück. Davon handelt der faszinierende Dokumentarfilm ‘Liebe
dich ...’, der die beiden ungewöhnlichen jungen Künstler in ihren Familien und bei den Proben im Berliner Theater RambaZamba begleitet. Um die Liebe geht es in all ihren möglichen Formen; um die Liebe zwischen ‘normalen’ Eltern und ihren behinderten Kindern, um das Verliebtsein der behinderten Jugendlichen untereinander und um die abgründige Liebe der Medea, die gerade auf dem Spielplan steht und von Nele verkörpert wird. Medea war und ist die erklärte Lieblingsrolle von Angela Winkler. „Ich schau mir Neles Vorstellungen an und sie sich meine.“ Es gibt viele poetische Momente in diesem Film über die ganz eigene Darstellungskunst des mehrheitlich mit Behinderten besetzten Ensembles. (...)
Die Dritte im Bund heißt Juliane. „Mir doch egal, wenn ich behindert bin. Ich bin ein ganz normaler Mensch“, sagt die 17-Jährige selbstbewusst. Sie ist eine hingebungsvolle und anmutige Tänzerin und verzaubert das ‘normale’ Publikum wie das ‘behinderte’ Ensemble gleichermaßen.“
(Heike Runge, TIP/Berlin, 25.10.04)

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