aus dem Booklet (als PDF)
Jetzt erstmals auf DVD erhältlich

Inhalt:

Ein Thriller aus dem Alltag
Baby jobbt als Rausschmeißer in einer Disco. Er raucht nicht, er trinkt nicht, in seiner Freizeit schindet er sich mit Karatetraining. Abends in der Discothek muss er sich mit seinen Fäusten Respekt verschaffen können. Sieben Tage in der Woche nerven ihn Betrunkene, Witzbolde und harte Jungs. Eines Tages soll ihn keiner mehr nerven. Eines Tages will er sein eigener Herr sein: Chef eines Karate- und Fitnessstudios. Aber Baby muss schnell lernen, dass alleine gar nichts geht. Ohne seine Kumpels Pjotr und Réné hätte er bei den Schlägereien vor der Disco schon längst einpacken können. Und die Freunde planen, einen Nachttresor zu überfallen...

Prädikat: besonders wertvoll

Darsteller
Udo Seidler, Reinhard Seeger, Volkmar Richter u.v.a.

Stab
Regie und Buch: Uwe Frießner

Kamera: Wolfgang Dickmann
Schnitt: Tanja Schmidbauer
Musik: Spliff
Produktion: Basis-Film Verleih GmbH/ WDR, BRD 1984

Uwe Frießner über seinen Film: „Der zentrale Ansatz des Films ist, dass ich versuche, in dem Verbrecher, von dem jeder sein landläufiges Bild hat, den Menschen sichtbar zu machen. Meine Helden erfüllen zunächst – wie alle Kinohelden - Träume des Zuschauers, mal stärker zu sein als die anderen, mal viel Geld zu haben. Aber das Traumbild wird im Verlauf der Geschichte gebrochen.“

Making off: 20 seitiges Booklet, das z.B. ein ausführliches Interview mit Uwe Frießner über seinen Film beinhaltet


Pressestimmen

Sone Typen
„Baby“ ist der zweite große Spielfilm des ehemaligen Studenten, Dachdeckers und Hochseefischers, der schon 1979 in „Das Ende des Regenbogens“ hart und traurig und genau eine Halbwelt-Geschichte aus Berlin geschildert hat. Hoffnungsvoller und vielleicht beziehungsfähiger als der ortlose Strichjunge Jimmi im „Regenbogen“ sind Frießners neue Protagonisten. Dass sie so irritierend vertraut wirken, macht: Sie sind, wie im vorigen Film, alle Amateure. Ihre festgelegten Dialoge haben nichts gestottert Dokumentarisches, die Handlung spiegelt keine Improvisation vor. Die Darsteller geben schlicht sich, ihre Sehnsüchte, ihr Sich-groß-fühlen-Wollen und Sich-gering-Fühlen ganz her.
Baby, gespielt von Udo Seidler, lebt allein zwischen Zimmerpalme, Hanteln und geometrischen Tapetenmustern im Märkischen Viertel in Berlin. Schwitzend und ehrgeizig sieht man ihn im Karateanzug vor der Kulisse des Wohnmolochs trainieren. Baby raucht und trinkt nicht, träumt von einem eigenen Fitnesscenter. Vorerst jobbt er als Rausschmeißer in einer Disco auf dem Ku’damm, denn ihm fehlt es an Startkapital. Seine Fäuste machen ihn nicht reich, doch andere Tore tun sich auf.
Zwei Freunde, Pjotr, der väterliche Typ des schnauzbärtigen Luden, und dessen Haberer René, ein Fuchs, der sich für schlauer hält, als er ist, verwickeln den unerfahrenen Jüngeren in mindere Deals mit schnellem Geld. An der Professionalität des Trios hapert es etwas – so plagen sie sich minutenlang unter Flüchen damit ab, eine Geldbombe mit dem Schraubenzieher zu knacken -, aber sie schließen Freundschaft. Schüchtern passieren sie dabei mitunter die üblichen Sperren zwischen Mann und Mann, Frießner deutet zärtliche Zwischenfälle an. Gemeinsam mimen sie auch „Große Welt“, stellen das Sektglas auf der Zapfsäule ab, während sie den „Benz“ voll tanken, bringen Frauen mit auf die Bude.
(...) Beim großen Raub der Supermarktkasse hat Baby die Nerven verloren und einen Geldboten erschossen. Zusammengekrümmt, gequält von Angst und Schuld, verkriecht er sich im Bett. René verduftet fürs erste, Pjotr stellt Baby wieder auf die Beine. Mächtig groß – so groß wie Babys Sehnsucht ist und seine Aufbruchstimmung – sieht man nun Babys Schatten auf einer nächtlichen Häuserwand: Baby sitzt, einen Malerpinsel schwenkend, im Fenster einer leeren Fabrik, wo Pjotr und er Räume renovieren, aus denen Babys Sportstudio werden soll. Einmal erscheint René als halbseidener, schnieke gekledeter Dandy im Zementstaub der Baustelle zur Stippvisite. Er will sich von den Kumpels verabschieden. In den Süden will er fliegen, wie um das Versprechen der Palmen auf seiner Phototapete einlösen zu gehen. Als sich so die Wege der Freunde trennen, kommt ihnen die Kripo auf die Spur. Ohne spektakuläre Tatort-Hetzjagd geraten Tempo und Herzklopfen in das Ende vom Lied. Nach einem Gekraxel über die Dächer alter Mietskasernen landen Baby und Pjotr in der fatalen Telefonzelle, wie in einer selbstgewählten Falle. Ihr Traum ist aus.
„Wer in son Film jeht? Na, emd sone Typen, wie se dadrin jesehn ham“, erklärt der Mann an einer Kinokasse in Berlin. Dort zieht „Baby“ auch junge Arbeiter in die Off-Kinos. Und für sie hat Frießner seinen Film gedreht.“
(Caroline Fetscher, in: Der Spiegel, 9.4.84)

Vor dem großen Coup
„(...) Die größte Leistung des Films aber besteht wohl darin, dass all dies sich dem Zuschauer nicht aufdrängt, weil ich Vordergrund, und nur dort, ein widerborstiger, spannender und unterhaltsamer Kriminalfilm abläuft, der sich von den gängigen Genre-Produkten durch seine Perspektive entscheidend abhebt. Frießner versteht es wie kaum ein anderer deutscher Regisseur, hautnahe und hinreißend spontan klingende Dialoge zu schreiben und für seine Rollen (nach einjährigem Suchen) Laiendarsteller zu finden und zu führen, die so locker sind vor der Kamera wie sonst nur die amerikanischen Profis. Da wirkt alles ‘echt’, und nichts scheint simuliert zu sein.“
(H. G. Pflaum, Süddeutsche Zeitung, 16.4.84)
zum Shop